Nein, wir glauben nicht an die industrielle Verzückung"
Essay
bei Edition Posa, 2018, in "Alles Offen; Überall Grenzen"
Gerade an einer eckigen Häuserwand vorbeigeeilt, an deren oberem Ende ich jemanden erblickte, der kurzerhand am Sonntagabend seelenruhig seinen Kunstrasen mäht; während in der Küche vorportionierter Kaffee gelassen durch die Maschine tröpfelt; während jemand in seiner Hosentasche nach einem empfindlichen Gefühl kramt, dass er erst vor kurzem in der Straßenbahn versehentlich zerdrückt hatte; während Internetpfeile im nulleinser Rhythmus durch unsichtbare Netze schießen und an den falschen Stellen kleben bleiben; während ich beim Duftbäume zählen auf der nächtlichen Straße durcheinander komme, weil ein Wirbelsturm an der Asphaltkante auftaucht und mir die riesigen Tragetaschen der Kaufkräfte in die Kniekehle rammt, sodass ich mich schnurstracks humpelnd in ein Kellerloch verschlagen muss und in der trockenen Luft regelmäßig gewarteter Heizschächte zu husten beginne. Dort, in einer staubgetünchten Ecke, sitzt eine Horde blassäugiger Frauen, die damit befasst ist, die eigenen Neurosen in Anekdoten zu verwandeln und mit gefärbtem Schnaps zu übergießen...