Deep South - das Wasser steigt in den Ruinen des amerikanischen Traums
Hörstück bei Freispiel, Radio Corax, 2020, 90 Minuten
von Anna Friedrich, Tina Klatte, Maximilan Glass
Im Hörstück verweben sich zu Papier gebrachte Ortsbeschreibungen einer Studienreise zum Thema Klimwandel und Migration die versinkenden Städte Miami und New Orleans mit Klängen aus den städtischen Musikszenen. Ergänzt wird diese Collage von einem Gespräch zu Kontext und politischen Themen der Reise.
Link zum Hören auf Anfrage
Vor den Toren der Stadt sitzen Alligatoren in friedlich vor sich hin blubbernden Sümpfen, graben riesige Krabben große Löcher in den Boden des Avodcadobaumwalds, zwitschern aus dem Norden herunter geflogene Vögel munter ihre Lieder, und das Wasser versalzt und steigt und die Stadt ist am Absaufen. Es ist wie mit der Automatisierung: Was war, wird verstärkt, die Kapitalverteilung verfestigt sich, die Reichen bauen Festungen oder ziehen fort. Geld verkrustet alles, was fließen sollte.
Geld verkrustet alles, was fließt.
[...]
Ich merke, dass ich in mir etwas verschiebt, ein Bild von diesem Land. Es war stets aus der Entfernung gezeichnet, jetzt hat es eine andere Blickrichtung bekommen, ich stehe jetzt hier auf diesem Asphalt, und tauche ein in das salzige Wasser. Es ändert alles, ich merke die Verschiebung physisch, es knirscht und kracht, es schüttelt mich durch. Der große Traum ist vorbei, Amerika ist abhanden gekommen, Amerika hat sich in die Bücher und Filme und Zigarettenwerbungen zurückgezogen.